Warum Sie über statische Webseiten nachdenken sollten

Wenn die Vernunft die eigene Bequemlichkeit besiegt, kommt meistens etwas Gutes dabei heraus: immer mehr große wie kleine Websites scheinen den Schritt, zurück zu statischen Webseiten, und weg von Content-Management-Systemen zu wagen.

Angesichts dieser Entwicklung klingt das Gegenargument vom überwältigenden Wartungsaufwand für statische Webseiten irgendwie nicht mehr so überzeugend.

Wie auch immer, in Hinsicht auf Geschwindigkeit und Sicherheit haben statische Webseiten ganz eindeutige Vorteile. Und wer immer noch glaubt, für leistungsfähige, aktuelle Websites gehe ohne Wordpress & Co gar nichts, wird gerade eines Besseren belehrt.

In diesem Artikel möchte ich Ihnen von den Ergebnissen meiner eigenen Beschäftigung mit statischen Webseiten berichten. Viel erstaunlicher als Geschwindigkeits- und Sicherheitsaspekte, waren für mich am Ende überraschende Einsichten ganz anderer Art, die ich dabei gewonnen habe.

Inhalt

Bereits seit Jahren teste ich immer wieder verschiedene Möglichkeiten der effektiven Nutzung statischer Webseiten. Da natürlich die manuelle Erstellung vieler HTML-Seiten von Hand nicht in Frage kommt, habe ich dabei von eigenen PHP-Frameworks bis zu Flat-File-Systemen einiges unter die Lupe genommen.

Wirklich überzeugt hat mich Hugo, ein Open-Source Generator für statische Webseiten, mit dem ich nun bereits seit etwa zwei Jahren verschiedene Webprojekte als reine HTML-Seiten betreibe, darunter natürlich auch das Bastler-Archiv.

Zugegeben, der Abschied von der bequemen Admin-Oberfläche ist mir damals nicht leicht gefallen. Zumal Hugo nichts dergleichen aufzuweisen hat, denn die Bedienung des Programms geschieht ausschließlich über die Konsole bzw. das Terminal. Das wars dann aber auch schon mit dem Trennungsschmerz.

Warum eigentlich statische Webseiten?

Die Gründe für die Umstellung auf statisches HTML haben sich im Laufe der Zeit summiert. Unter anderem:

Die Liste ließe sich noch um einige Punkte verlängern.

Aber es wäre unfair, an dieser Stelle das gute alte Wordpress schlecht machen zu wollen, das ist nicht meine Absicht und wäre maßlos übertrieben. Aber ich muss ehrlich gestehen, dass es zeitweilig mehr eine Art Hassliebe war und falls man fürs Fluchen zur Strafe nicht in den Himmel kommt, habe ich in dieser Zeit alle meine Chancen darauf verspielt.

Doch die geschilderten Probleme betreffen nicht nur Wordpress allein, sondern sind wohl, mehr oder weniger, Schwachstellen aller mir bekannten dynamischen Content-Systeme.

Mangelnde Kontrolle dynamischer Systeme

Das grundsätzliche Problem, bei der serverseitigen Generierung von HTML ist, dass Sie als Webbetreiber nicht wissen, was aktuell dabei vor sich geht. Sie haben keinerlei Kontrolle darüber und können bei auftretenden Problemen bestenfalls Reagieren, statt agieren.

Auf den ersten Blick ist das natürlich ein Sicherheitsrisiko das man bei der Nutzung von dynamischen CMS eingehen muss. Muss ich?

Nein, es geht auch anders. Wie viel sinnvolle Interaktivität mit dem Besucher brauche ich auf meinen Webseiten? Eine Rechteverwaltung für Mitautoren habe ich nie benötigt. Kommentarfunktionen brauche ich ebenfalls nicht, können bei Bedarf aber ebenso gut auch ohne CMS-Framework realisiert werden.

„Nützliche“ und nützliche Plugins

All die anderen Plugins und Erweiterungen, die eine Webseite mit mehr oder weniger nützlichen und sinnvollen Diensten oder Funktionen bereichern können, sind ein eigenes Kapitel. Es kommt dabei darauf an, für wen sie nützlich sind.

Wer Webseiten nicht nur privat betreibt, sondern auch kommerzielle oder marketing-technische Ziele verfolgt, für den ist die Nutzung geeigneter Plugins in einem CMS natürlich sinnvoll und hilfreich.

Aber auch hier kommt es aus meiner Sicht auf die eigene Entscheidungsfreudigkeit an. Es ist mehr eine Sache des eigenen Geschmacks, der Verantwortung und des Selbstverständnisses, was man Besuchern und möglichen Kunden zumuten mag und wie man sich selbst präsentieren möchte.

Da gibt es sehr gute und wirklich nützliche Plugins für CMS. Z. B. zur Verwaltung und Platzierung von Werbeeinblendungen oder echte Produktempfehlungen, gegen deren Verwendung ja nichts einzuwenden wäre. Werbung und Produktempfehlungen lassen sich aber auch sehr gut lokal verwalten und einfach in statische Seiten einblenden.

Was ich persönlich für den absoluten Nullpunkt des guten Geschmacks halte, ist, wenn mir auf einer Webseite plötzlich Vergleiche mit offensichtlich willkürlichen Empfehlungen von Produkten präsentiert werden, die ich auf anderen Seiten angesehen habe.

Nicht, weil ich Angst vor Cookie-Tracking hätte oder die neue DSGVO toll fände. Nein, ich habe mich dabei immer schon einfach nur verscheissert gefühlt! Auch zum Verscheissern der eigenen Besucher gibt es „nützliche“ und hoch interaktive Plugins, deren Nutzen allerdings darauf beschränkt ist, die Taschen des Webseitenbetreibers effektiv und ohne großen Aufwand zu füllen. Informationswert Null. So etwas gehört auf den Müll!

Damit waren für mich die Hauptargumente für dynamische Webseiten vom Tisch.

Vorteile statischer Webseiten

Transparenz und Kontrolle

Der entscheidende Vorteil bei der Arbeit mit Hugo war für mich von vornherein die vollständige Kontrolle und die absolute Transparenz bei der Erzeugung von Webseiten mithilfe von Templates.

Sind diese Templates einmal erstellt, werden Sie für die Erzeugung der Seiten herangezogen, solange ich das für richtig halte. Unabhängig von Updates oder anderen äußeren Einflüssen. (Von sehr seltenen Ausnahmen mal abgesehen)

Das ermöglicht eine konsistente Entwicklung auch über einen längeren Zeitraum, was die schrittweise Verbesserung und Optimierung von Webseiten sehr vereinfacht.

Templates, Templates, Templates

In Hugo (und in den meisten anderen Generatoren dieser Art) werden Webseiten mithilfe von Templates konzipiert. Verschiedene Templates enthalten dabei die Quelltext-Vorlagen für unterschiedliche Bereiche und Teile, die im Erstellungsprozess dann zu einer kompletten Website zusammengefügt werden.

Das ist, wie bereits erwähnt, ein durch und durch transparenter Vorgang. Möchte man eigene Themes erstellen, die man durchaus mit der Funktion von Wordpress-Themes vergleichen kann, benötigt man natürlich schon HTML-Kenntnisse.

Obwohl Hugo selbst sich einer Templatesprache bedient, kann man in meinen Augen die wenigen dazu erforderlichen Anweisungen kaum als Programmierung bezeichnen. Die Verwendung der vier bis fünf Standard-Funktionen, die ein Template in der Regel benötigt ist schnell erlernt.

Man kann es jedenfalls nicht mit dem Aufwand vergleichen, der erforderlich ist um sich halbwegs in die Funktion des Wordpress-Frameworks einzuarbeiten, dass sich zudem sehr oft im Zuge von Updates geändert hat.

Für wen ist Hugo geeignet?

Menschen haben unterschiedliche, mehr oder weniger technikaffine Interessen. Ist Wordpress automatisch für jemanden geeignet der damit einen Text veröffentlichen kann? Ich würde sagen, nein. Denn derjenige ist ständig auf die Unterstützung anderer angewiesen, sobald auch nur eine kleine Änderung erforderlich ist.

Ist Wordpress für jemanden geeignet, der das Blog-System selbst auf dem Webspace installieren kann? Ich würde sagen, schon eher. Denn die Bereitschaft, sich mit den technischen Gegebenheiten des Systems auseinanderzusetzen, ist vorhanden. Je größer diese Bereitschaft ist, um so eher wird er in der Lage sein, das System in seinem Sinne zu nutzen.

Mit Hugo ist es natürlich nicht anders. Auch dafür gibt es zahlreiche bereits fertig erstellte Themes, die sehr einfach installiert werden können. Die Entwicklung eigener Templates und Themes ist in Hugo sehr viel einfacher als bei jedem CMS, das ich kenne, weil benötigte Funktionen nicht tief im Innern eines Frameworks vergraben sind, das man erst einmal verstehen muss.

Hugo hat allerdings auch noch einen besonderen Vorteil: Das Programm enthält einen eingebauten Webserver, der die Arbeit wirklich sehr beflügelt. Änderungen an Templates werden sofort sichtbar und man kommt so oft ganz automatisch in Versuchung, Dinge einfach auszuprobieren. Vor allem die Einarbeitung in das Programm wird dadurch sehr unterstützt.

Wer bereits Erfahrungen mit CMS-Systemen hat, ist natürlich im Vorteil und wird schnell vorankommen. Grundsätzlich würde ich sagen, genügt für die Arbeit mit Hugo ein gewisses Interesse an der Thematik. Vorkenntnisse in HTML und CSS sind nur dann erforderlich, wenn man eigene Templates oder Themes erstellen möchte um die eigene Website umfassend den persönlichen Bedürfnissen anzupassen.

Mein Kritikpunkt – unübersichtliche Informationen für Einsteiger

Ein wirkliches Problem war aus meiner Sicht die Dokumentation, die zwar sehr umfangreich ist, in der aber der berühmte rote Faden fehlt. Diese Dokumentation ist wirklich erst dann nützlich, wenn man das Programm bereits einigermaßen kennengelernt hat und man weiß, wonach man suchen muss. Für eine strukturierte Einarbeitung ist sie in meinen Augen nicht geeignet.

Fazit

Wie ich zu Anfang bereits erwähnt habe, waren für mich bei der Entscheidung für statische Webseiten die technischen Aspekten in erster Linie ausschlaggebend. Trotz aller Maßnahmen, die man auch für CMS treffen kann, sind statische Webseiten schneller und sicherer.

Die Bedienung über Konsole oder Terminal beschränkt sich auf die Eingabe kurzer Befehlsworte. Mit endlosen kryptische Zeichenfolgen muss man sich dabei nicht herum ärgern.

Der Geschwindigkeits- und Sicherheitsaspekt ist zunächst für die Besucher meiner Seiten toll und gut, worüber ich mich sehr freue.

Erst im Laufe der Zeit habe ich dann festgestellt, wie viel Freiheit und Gelassenheit ich selbst dadurch gewonnen habe. Das mag sich jetzt übertrieben anhören, ist aber genau so gemeint. Wer Webseiten nicht nur privat betreibt, wird vermutlich genau wissen, was ich meine.

Der Betrieb einer Website ist auch heute noch mit gewissen Sorgfaltspflichten für mich verbunden. Sorgen um gehackte Logins, spammende Plugins, die den Besuchern irgend einen Müll vorsetzen, Serverüberlastung und einige andere Nöte gehören für mich der Vergangenheit an. Das nenne ich technischen Fortschritt.